Über Erika Fuchs
Erika Fuchs wurde am 7. Dezember 1906 als Erika Petri in Rostock geboren. Sie war das 2. von 6 Kindern von August Petri, Direktor eines Stromversorgungsunternehmens, und seiner Frau Auguste geb. Horn, einer ausgebildeten Sängerin und examinierten Lehrerin.
Bald nach Erika Petris Geburt zog die Familie nach Reichenbach in Schlesien. 1912 erfolgte der Umzug in die hinterpommersche Kleinstadt Belgard (heute Bialogard) an der Persante, wo Erika Petri ihre gesamte Schulzeit verbrachte.
Nach dem Besuch einer Höheren Töchterschule gelang es Erika Petri und einer Freundin 1921, auf das städtische Knabengymnasium aufgenommen zu werden, was für einen Eklat im Stadtrat sorgte und nur mit Hilfe der sozialdemokratischen Fraktion durchgesetzt werden konnte.
Nach dem Abitur studierte sie ab 1926 zunächst in Lausanne, später in München und 2 Semester lang auch in London Kunstgeschichte (Nebenfächer: Archäologie und mittelalterliche Geschichte). Sie promovierte 1931 magna cum laude mit einer Arbeit über den Barock-Bildhauer Johann Michael Feichtmayr.
1932 heiratete sie den Fabrikanten und Erfinder Günter Fuchs und zog mit ihm 1933 in den kleinen oberfränkischen Industrieort Schwarzenbach an der Saale. Mit Günter Fuchs hatte sie 2 Söhne, 1934 Thomas, 1938 Nikolaus.
Nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte Erika Fuchs sich in der Schwarzenbacher Elternvereinigung und begann für die Zeitschriften Story und Reader's Digest Kurzgeschichten und Artikel zu übersetzen. Als sie anno 1951 wieder einmal zwecks Auftragsakquirierung in der Stuttgarter Redaktion des Reader's Digest vorsprach, ereilte sie ihr Geschick: Ohne viel Federlesens wurde sie zur Chefredakteurin der neugegründeten deutschen Micky Maus (
MM) gemacht - was sie wohl nicht zuletzt ihrem Doktortitel zu verdanken hatte.
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Erika Fuchs mit dem langjährigen Ehapa-Geschäftsführer Adolf Kabatek (1971) |
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Ihren redaktionellen Einfluß konnte sie freilich nur ganz zu Anfang geltend machen, denn schon bald wurde die Zusammenstellung der MM-Hefte weitgehend von Gutenberghus, dem dänischen Mutterhaus des Ehapa-Verlags, gesteuert. Statt dessen widmete sie sich nach anfänglicher Skepsis gegenüber dem ihr neuen Medium mit Hingabe der Übersetzungsarbeit - was so weit ging, daß sie ab Mitte der 60er Jahre, als viele klassische Barks-Geschichten in den Donald-Duck-Sonderheften (
TGDD) nachgedruckt wurden, ihre nach eigenem Bekunden relativ ungeschliffenen 50er-Jahre-Texte noch einmal überarbeitete.
Fuchs-Texte sind in den deutschen Sprachgebrauch eingegangen. Markantestes Beispiel ist sicherlich die von ihr gern onomatopoetisch gebrauchte Verbstammform. Wörter wie »klirr« und »plumps« gab es natürlich schon vorher, Erika Fuchs jedoch verlieh diesem Stilmittel ungeahnte Dimensionen, indem sie es auch auf Verben mit nicht ausgeprägt lautmalerischem Wortstamm wie »grübel« oder »seufz« anwendete.
Fuchs-Texte sind eigentlich keine Übersetzungen, sondern Adaptionen. Erika Fuchs durchbrach die nivellierte Umgangssprache der US-Comics und zog alle Register von Klassikerzitaten bis hin zum Teenager-Slang (welchen sie gern in der Straßenbahn dem Jungvolk vom Maul abschaute).
Dagobert »weiß den Konjunktiv korrekt zu setzen ... und schwelgt selbstverständlich in Zitaten, wie alte Herren es zu tun pflegen«:
Donald »hebt sein lädiertes Selbstgefühl bisweilen durch hochgestochene Redeweise oder sogar durch poetische Redewendungen«:
Die Neffen dagegen sprechen »im flotten Unterhaltungsstil«:
Weitere berühmte Sentenzen in Auswahl:
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»Der 'arme alte Mann'/Der arme reiche Mann« (FC 386/2) |
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»Der geheimnisvolle Professor/Die Weltraum-Wanzen« (WDC 244/1) |
»Lore aus Singapore« (WDC 65/1) |
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»Dem Ingeniör ist nichts zu schwör!« (US 14/3) |
»Die Jagd nach der Brosche« (FC 300/1) |
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Bis Mitte der 70er Jahre übersetzte Erika Fuchs praktisch alles Disney-Comicmaterial, das im Ehapa-Verlag veröffentlicht wurde. Danach trat sie, hauptsächlich aufgrund von Augenproblemen, etwas kürzer und gab nach und nach immer mehr Reihen ab, bis sie schließlich nur noch die MM-Auftaktgeschichten mit Donald Duck und die Fortsetzungsgeschichten übersetzte. 1988 gab sie die MM-Chefredaktion in die Hände von Dorit Kinkel.
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Carl Barks und seine deutsche Stimme (1994) |
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Speziell für die
Barks Library ist sie Mitte der 90er Jahre aber noch einmal aktiv geworden und hat einige der letzten unübersetzten Barks-Storys und beim Erstdruck gekürzten Textstellen ins Deutsche übertragen.
Nach dem Tod ihres Mannes zog Erika Fuchs 1984 nach München. Nach Abschluß ihrer aktiven Laufbahn erhielt sie auch endlich die verdienten Auszeichnungen für ihr Lebenswerk: Der Morenhovener Lupe (1994) und dem Deutschen Fantasy-Preis (1998) folgten 2001 der renommierte Roswitha-Preis der Stadt Bad Gandersheim und ein Sonderpreis der Heimito-von-Doderer-Gesellschaft.
Frau Dr. Fuchs starb am 22. April 2005 in München.